Sabrina hatte schon immer ein Faible für Technik und keine Angst vor einem männerdominierten Beruf. Nach der Schule entschied sie sich für eine Ausbildung zur Industriemechanikerin bei ebm‑papst. „Aus Interesse – und weil ich mir sicher war, dass ich das als Frau mindestens genauso gut kann“, sagt sie heute.
Tatsächlich sind Frauen – allen Aktionen wie zum Beispiel dem bundesweiten Girls’ Day zum Trotz – in der deutschen Industrie und in technischen Bereichen immer noch unterrepräsentiert. Doch Sabrina empfindet das keinesfalls als Manko: „Es motiviert mich, dass ich da quasi Pionierin bin. Bei ebm‑papst habe ich auch nie erleben müssen, dass ein Unterschied zwischen mir und meinen Kollegen gemacht wurde. Schon als einziges Mädchen in der Berufsschule hatte ich nie Probleme.“
Sabrina zeigt, was sie kann, wird dafür geschätzt und respektiert. Direkt nach der Ausbildung erfolgte im Sommer 2015 ihre Festanstellung in der Vormontage in Mulfingen. Hier ist der Anteil an Frauen und Männern mit ungefähr 40 zu 60 Prozent nahezu ausgeglichen, da bei der Fertigung kleinerer Baugrößen weniger schwergewichtige Bauteile verarbeitet werden. Nach etwa einem Jahr packte Sabrina im Herbst 2016 erneut der Ehrgeiz: Eine Führungsposition war nun ihr Ziel. Aber wie sich weiterbilden im Schichtdienst?
„Ich habe mein Ziel klar formuliert. Das hat meinem Vorgesetzten gefallen und ich wurde gut unterstützt.“
Sabrina, Meisterin
Sabrina wurde die Arbeit in der Normalschicht ermöglicht. So konnte sie Geld verdienen, die Meisterschule besuchen und hatte Zeit zum Lernen. Zusätzlich beantragte sie Sonder- bzw. Bildungsurlaub. „Der ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, dennoch war es für mich nicht selbstverständlich, dass das so reibungslos klappt“, blickt sie dankbar zurück.
Besonders wichtig in dieser Zeit ist ihr Meister Timo. „Er hat mich sehr gut gefördert. Glaubte an die junge Generation und hat mich früh als seine mögliche Stellvertreterin gesehen.“ Sabrina saß bei ihm im Büro, bekam die täglichen Aufgaben live mit und hatte schnell Anteil an Personalthemen.
Nach zwei Jahren Meisterschule machte sie im Sommer 2018 ihren Abschluss und war von Anfang 2017 bis Oktober 2019 stellvertretende Meisterin im Produktionsbereich. Damit war sie mitverantwortlich für das rund 100-köpfige Team und konnte weitere wertvolle Erfahrungen für ihre berufliche Laufbahn sammeln.
Im Oktober 2019 wurde Sabrina von der Stellvertreterin zur führenden Meisterin und damit in der Produktion die erste weibliche Führungskraft auf der Führungsebene 3. Hier musste sie sich eigenverantwortlich mit ihren Teamleitern abstimmen. Zeitgleich gab es zwei Neuerungen.
Zum einen wurde die leistungsorientierte Vergütung (LeiV) eingeführt, ein System, bei dem Mitarbeitende nicht mehr nur nach Stückzahlen entlohnt werden, sondern vor allem die ganzjährige Bewertung durch ihre Führungskräfte eine wichtige Rolle spielt. Die LeiV Leistungskriterien sind dabei Arbeitsmenge und -effizienz, Arbeitsqualität und -verbesserung, Einsatzbereitschaft und Flexibilität und die Zusammenarbeit mit Anderen. Als Meisterin hat Sabrina diese Beurteilungen in Zusammenarbeit mit den Teamleitern erstmals für ihr Team erstellt.
Zum anderen wurde die neue Führungsebene FE4 eingeführt und Sabrina durfte gemeinsam mit ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung die nächsten Führungskräfte aus ihrem Team wählen. Wie Timo konnte sie diese jetzt in ihrer Rolle begleiten und fördern.
„Das war natürlich ein bisschen ins kalte Wasser geworfen. Aber andererseits habe ich mich gefreut, direkt so viel Verantwortung übernehmen zu dürfen.“
Sabrina, Meisterin
Heute ist Sabrina Mutter und aktuell in Elternzeit. Doch sie brennt für das Unternehmen und ihre Karriere. Hält Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Als Führungskraft will sie auf jeden Fall wieder einsteigen, wenn auch in Teilzeit. Das hat sie klar an ihren Arbeitgeber kommuniziert.